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Erforschung des Zwangsarbeitslagers Plattenwald

Workshop mit Schüler:innen und Student:innen behandelte das in Vergessenheit geratene Plattenwaldlager

Wenig bekannt war bisher über das Zwangsarbeitslager Plattenwald. Ein zweiwöchiges Forschungsprojekt auf Initiative der Miklos-Klein-Stiftung Bad Friedrichshall, des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg und des Instituts für Fragen & Fortschritt Hamburg brachte bisher Unbekanntes zutage. Gemeinsam mit Schüler:innen des Friedrich-von-Alberti-Gymnasiums und Archäologiestudierenden der Universität Tübingen, wurden Gebäudereste kartiert und interpretiert sowie das Gelände systematisch und mit wissenschaftlichen Methoden nach Fundstücken aus der Zeit von 1944 und 1945 abgesucht. Eine Begehung des Waldes im November 2023 hatte gezeigt, dass mit zahlreichen Funden zu rechnen ist.

Obwohl in dem nicht leicht zugänglichen Teil des Plattenwaldes noch eindrucksvolle Fundamente des Lagers zu entdecken sind, hat sich bislang niemand gründlich mit seiner Geschichte beschäftigt. Das Plattenwaldlager ist weitgehend in Vergessenheit geraten, da Informationen nicht zugänglich waren. Das Landesdenkmalamt ist seit sechs Jahren dabei die Geschichte des KZ Natzweiler-Struthofs im Elsass aufzuarbeiten, von dem das KZ-Kochendorf ein Außenlager war. Das KZ Kochendorf steht im Zusammenhang mit dem Zwangsarbeitslager Plattenwald.

Das Lager im Plattenwald bestand zwischen Mai 1944 und August 1945. In ihm lebten die Arbeitskräfte, die für die Errichtung einer vor alliierten Bombenangriffen geschützte Rüstungsfabrik im Salzbergwerk Kochendorf eingesetzt wurden.

Das von der Regierungskommission „Jägerstab“ in Berlin in Auftrag gegebene Rüstungsprojekt trug den Tarnnamen „Eisbär“, weshalb das Zwangsarbeitslager auch Eisbärlager genannt wurde. Die Zwangsarbeitskräfte wurden aus der damaligen Sowjetunion, aus Polen, Belgien, Italien, Frankreich, den Niederlanden und möglicherweise aus weiteren von Deutschland besetzten Ländern verschleppt.

Das Lager bestand aus insgesamt 16 Gebäuden, unterteilt in vier Abschnitte, die den für die Baustelle zuständigen Unternehmen gehörten: der Baukonzern Hochtief AG, das Luftwaffenunternehmen Heinkel AG, die Motorenwerke Mannheim AG und das Heilbronner Bauunternehmen Koch & Mayer GmbH. Die meisten der Arbeitskräfte wurden über das Durchgangslager Bietigheim nach Kochendorf geschleust. Im Oktober 1944 übernahm die Organisation Todt die Leitung des Lagers, eine paramilitärische Bauorganisation, die dem Rüstungsministerium unterstand.

Wie viele Menschen im Plattenwaldlager lebten, ist nicht bekannt. Nachweisen lassen sich mehr als 600 Zwangsarbeitskräfte. Schätzungen reichen von 600 bis zu 5000 oder 6000 Insassen, darunter Männer, Frauen und auch Kinder.

Als im Sommer 1944 absehbar war, dass nicht mehr genug Zivilarbeitskräfte ins Deutsche Reich deportiert werden konnten, ließen die Verantwortlichen zusätzlich ein KZ-Außenlager in Kochendorf bauen, um den gewaltigen Arbeitskräftebedarf zu decken. Nur die SS verfügte in dieser Zeit noch über ausreichend viele Arbeitssklaven. Arbeitskräfte aus dem Plattenwald mussten in der Folge auch das KZ-Außenlager errichten. Später wurden KZ-Häftlinge zum weiteren Ausbau des Plattenwaldlagers eingesetzt.

Bei Kriegsende flohen die Verantwortlichen des Rüstungsprojekts „Eisbär“ und überließen die Lagerinsassen sich selbst. Am 13. April 1945 erreichte dann die US-Armee das Plattenwaldlager. Sie versorgte die Menschen im Wald und organisierte in den folgenden Wochen die Rückführung in ihre Heimatländer. Die letzten Insassen verließen im August 1945 das Lager.

Hintergrund KZ-Kochendorf

Im letzten Kriegsjahr 1944 wurde in Kochendorf ein Gebiet zum Sperrbezirk erklärt und mit elektrischem Stacheldraht umzäunt. Dort entstand ein weiteres Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im Elsass. Im gesamten Reichsgebiet entstanden zur selben Zeit etwa 70 dieser sogenannten Außenkommandos. Allein rund 40 davon wurden entlang des Neckars in Baden-Württemberg gebaut. Auch die SS-Zentrale des Stammlagers zog kurze Zeit später an den Neckar und errichtete dort ein provisorisches Hauptquartier, denn das Hauptlager im Elsass wurde vor der anrückenden Front geräumt. Jetzt wurden alle Natzweiler Außenlager von Guttenbach bei Neckarelz aus verwaltet. Alle diese neuen Lager wurden in der Nähe von Steinbrüchen, Fabriken oder Bergwerken gebaut. Auch das KZ in Kochendorf ist nur vier Kilometer vom örtlichen Salzbergwerk entfernt. Dort wurden die Häftlinge als Arbeitssklaven für die Rüstungsindustrie eingesetzt.

Fundament einer Baracke
Fundament einer Baracke
Grube einer Werkstattbaracke
Grube einer Werkstattbaracke
Fundament einer große Baracke, 45 Meter lang
Fundament einer große Baracke, 45 Meter lang
Fundament der Toiletten Baracke
Fundament der Toiletten Baracke
Fundament eines Lagerraums
Fundament eines Lagerraums
Attila Dézsi, Universität Tübingen, zeigt Klaus Riexinger, Vorsitzender der Miklos-Klein-Stiftung und Bürgermeister Timo Frey den Geländeplan
Attila Dézsi, Universität Tübingen, zeigt Klaus Riexinger, Vorsitzender der Miklos-Klein-Stiftung und Bürgermeister Timo Frey den Geländeplan
Insgesamt 107 Funde konnten die Workshopteilnehmer:innen sammeln
Insgesamt 107 Funde konnten die Workshopteilnehmer:innen sammeln

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